Tongestalterin/Sounddesignerin

Sounddesignerin Veronika Hlawatsch, Photo: (c) Anna Stöger
Sounddesigner Theda Schifferdecker und Mischtonmeisterin Lenja Gathmann bei der Arbeit zu Arche Nora (Regie: Anna Kirst), Foto: © Anna Kirst

Mit Tonschnitt ist jener Teil der Filmmontage gemeint, der sich nach Absprache mit der Bildeditorin mit der künstlerischen, dispositiven Gestaltung der gesamten Tonebenen eines Filmwerks befasst. Die Bezeichnung Tonschnitt entspricht dabei der im Englischen heute üblichen Formulierung sound editing.

Die Tongestaltung hat einen großen Anteil an der künstlerischen Gesamtwirkung eines Films. Gerade die auditive Information trägt viel zur (meist unbewusst wahrgenommenen) Definition von Ort und Zeit bei. Sie ist ein dramaturgisches Mittel zur Schaffung einer emotionalen Grundstimmung, zur Nachbildung der Realität oder Erschaffung einer Illusion, welche die Bildwirkung ergänzt, erweitert oder sogar über sie hinausgeht. Filmbilder entfalten häufig erst im Zusammenspiel mit Musik und Tongestaltung ihre gewünschte Wirkung.

Mit der Einführung des digitalen Tonschnitts erweiterten sich die Gestaltungsmöglichkeiten der Sounddesignerin erheblich. Eingriffe in die Klanggestaltung, die früher nur in Mischateliers möglich waren, werden heute zunehmend von Soundeditorinnen vorbereitet oder ausgeführt.

AUFGABEN

Der Ablauf der ausführenden Tätigkeit der Sounddesignerin gliedert sich in folgende Punkte, wobei diese in Reihung und Umfang von Projekt zu Projekt selbstverständlich stark abweichen können.

Tonbesprechung
Die Tonbesprechung findet im Zuge des Filmschnitts statt. An ihr beteiligen sich in der Regel Regisseurin, Bildeditorin und Sounddesignerin. Hier wird das künstlerisch- kreative Konzept der Tongestaltung besprochen, aufgrund derer die Sounddesignerin ihre weitere Vorgangsweise zu bestimmen hat.

Arbeitsbeginn, Projekteinrichtung
Die ausführende Tätigkeit der Sounddesignerin beginnt üblicherweise mit dem Ende des Feinschnitts. Je nach Arbeitsgerät kann es zu unterschiedlichen Konvertierungen kommen. Etwa, wenn zur Vertonung vom Schneidetisch auf ein digitales System gewechselt wird. Die Projekteinrichtung umfasst alle dazu notwendigen Überspielungen, Installationen und sämtliche dispositiven Vorbereitungen, die für den Tonschnitt wichtig sind.

Originalton, Dialogschnitt
Der Originalton wird bereits während der Dreharbeiten von Tonmeisterin, Regisseurin und Bildeditorin bewertet. Sofern nicht notwendige Synchronisationen während der Schnittzeit (aus produktionstechnischen Gründen) erfolgt sind, werden sie in Absprache mit Produktion und Regie in die Wege geleitet.

Aus Originalton und synchronisierter Sprache formt die Sounddesignerin den meist schon auf mehrere Tonspuren verteilten Dialogschnitt. Bereits dieser Arbeitsvorgang ist massiv vom Fertigstellungsformat abhängig. Soll der Film etwa in Stereo gemischt werden, bedeutet das einen deutlich erhöhten Arbeitsaufwand, um akustische Bewegungen zwischen links und rechts zu ermöglichen.

Geräusche, Effekte, Atmosphären
Geräusche, Effekte und Atmosphären stellen weitere akustische Ebenen des Films dar. Die Sounddesignerin setzt sie aus am Set aufgenommenen Originalgeräuschen und -atmosphären, Archivtönen und Geräuschsynchronisation zusammen. Hier wird an die Sounddesignerin die größte Anforderung gestellt im Sinne des Films kreativ, gestalterisch tätig zu sein und dem Film sein spezifisches, akustisches Erscheinungsbild zu geben. Zugleich hat sie diese Arbeit in technisch bestmöglicher Qualität auszuführen, um einen komplikationsfreien Ablauf der Mischung zu gewährleisten.

Tonstudio und Archiv
Während ihrer gesamten Tätigkeit ist die Sounddesignerin in intensivem Kontakt mit dem Tonstudio, wenn ihr Arbeitsplatz nicht ohnehin dort angesiedelt ist. Je nach Bedarf wählt sie dort Archivgeräusche und Atmosphären aus. Unter Umständen ist sie auch für Überspielungen derselben oder etwa auch die technische Bearbeitung von Archiv- oder Originaltönen (z.B.: Filterungen, Geschwindigkeitsveränderungen etc.) vonnöten.

Mischung
Unabhängig vom Arbeitsgerät ist ein Mischplan zu erstellen und Laufstriche (beim analogen Schnitt), beim digitalen Schnitt sind sämtliche Datenübertragungen (Konsolidierung, Exporte, etc) durchzuführen. Die Mischung erfolgt gemeinsam mit der Mischtonmeisterin, der Regisseurin und der Bildeditorin. Die Dauer und die Vorgangsweise der Mischung hängen vom Tonformat des Endprodukts ab (Mono, Dolby Stero, Sechskanal…). Die Sounddesignerin begleitet die Fertigstellung des Filmtons bis zum Mastering.

ANFORDERUNGEN

Grundsätzlich muss jedoch akustisches Vorstellungsvermögen sowie ausreichendes Basiswissen über die Bereiche Filmherstellung, Schnitt in Theorie und Praxis, Film- und Tonformate und die technischen Abläufe zur Filmherstellung vorausgesetzt werden.