Tonassistentin
Tonmeisterin Tsvetelina Valkova und Kamerafrau Elisabeth Börnicke am Set von Gegenlicht. Foto © Julia Murphy.
Die Originaltonassistentin ist zusammen mit der Originaltonmeisterin für die Tonaufnahme der Schauspielerinnen-Dialoge am Drehort zuständig. Sie ist in Absprache mit der O-Tonmeisterin eigeninitiativ tätig, um optimale Mikrophonplatzierungen zu erreichen. Die O-Tonassistentin ist prinzipiell an die Weisungen der O-Tonmeisterin gebunden; ihre Arbeit ist aber nicht als reine Handreichung für die O-Tonmeisterin zu sehen, sondern eine handwerkliche Tätigkeit, deren Ausführung einer hohen Kunstfertigkeit und Erfahrung bedarf, und die Grundlage für einen guten Originalton ist. In dokumentarischen Drehsituationen muss ihre Tätigkeit in der Regel von der O-Tonmeisterin zusätzlich übernommen werden.
AUFGABEN
Der Schwerpunkt der Arbeit der O-Tonassistentin bei szenischen Drehs für Spielfilme und Werbung ist in der Regel das Führen und Nachführen eines an einer ausziehbaren Stange befestigten Mikrofons. Die Einheit Mikrofon und Stange wird als Mikrofonangel oder Tonangel bezeichnet, das Führen dieser Einheit als tonangeln.
Die Tonangel wird unter Einsatz körperlicher Kraft meist oberhalb der Köpfe und der oberen Bildgrenze geführt, um das Mikrofon möglichst nah an die sprechenden Darstellerinnen zu positionieren, ohne dabei im Bild sichtbar zu werden. Bei größeren Sets kommen bisweilen auch lange, fahrbare Tongalgen (engl.: boom) zum Einsatz. Die geschickte Mikrofonführung durch den O-Tonassistenten ist die grundlegende Voraussetzung für eine akzeptable Aufzeichnung der darstellerischen Leistungen der Schauspielerinnen.
Für qualitativ hochwertigen Filmton sind am Drehort zwei O-Tonassistentinnen ratsam, um alle Drehsituationen abdecken zu können, Störfaktoren schnell zu eliminieren, und um weitere Tonaufnahmen („Atmos“) abseits des Sets oder nach Motivumzug durchzuführen. Beim Einsatz von mehr als einer Kamera sind zwei Assistentinnen in jedem Fall unabdingbar.
So lange die O-Tonmeisterin im Hintergrund mit anderen Aufgaben befasst ist, ist die Tonassistentin deren Vertreterin und „Ohr“ am Set. Sie muss in der Lage sein, selbständig kleinere Tonprobleme zu lokalisieren und lösen. Je nach Arbeitsteilung mit der Tonmeisterin übernimmt sie das Anbringen von drahtlosen Miniaturmikrofonen bei den Darstellern und ist darüber hinaus auch in allen anderen Bereichen der tontechnischen Vorbereitung, Drehorteinrichtung, Aufbau und Abbau weisungsgebunden tätig.
ANFORDERUNGEN
Für die Tätigkeit als O-Tonassistentin ist Teamfähigkeit und eine intuitive, schnelle Auffassungsgabe erforderlich. Dennoch muss sie sich auch in stressiger Situation gegenüber den bildorientierten Kamera-, Bühne-, und Lichtgewerken behaupten können, was neben einer gewissen Selbstsicherheit auch großes psychologisches Geschick erfordert.
Die O-Tonassistentin muss Bildinhalte und Bewegungsabläufe einer Szene schnell erfassen und angeltechnisch umsetzen können. Vertrautheit mit den bildgestalterischen Mitteln ist dazu Voraussetzung. Kenntnisse der Optik (Brennweiten) und Lichttechnik helfen ihr bei der Einschätzung der Bildausschnitte und dem vorzeitigen Erkennen und Lösen von für ihre Arbeit problematischen Lichtsituationen (hier insbesondere die Vermeidung von Angelschatten). Darüber hinaus muss sie sich längere Dialoge schnell einprägen und auf textbezogene Gestik augenblicklich reagieren können.
Außerdem von Vorteil:
- gute körperliche Konstitution
- Konzentrationsfähigkeit über längere Zeit
- handwerkliches Geschick
- Bereitschaft zu unregelmäßigen und teilweise überlangen Arbeitszeiten und Einsatz an wechselnden Drehorten (andere Städte und Länder), Wochenend- und Nachtarbeit.
- Psychische Belastbarkeit
AUSBILDUNG
Es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung zur O-Tonassistentin. Die Ausbildung wird in der Regel über unterschiedliche Praktika bei O-Tonmeisterinnen und Filmproduktionen erreicht. Eine Vorbildung im elektrotechnischen oder medientechnischen Bereich ist von Vorteil. O-Tonassistentinnen arbeiten in der Regel als Angestellte der Filmproduktionsfirma oder auch der O-Tonmeisterin. Außerhalb der großen Studios sind ihre Arbeitsverträge meist werkbezogen, d.h. „auf Produktionsdauer“ befristet.