Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen #7 ANGELA HAREITER 2024

Grafik: Rosa Hintergrund und grauer Kreis auf dem in gelber Schrift "feminist perspectives" steht.

Wir holen Filmpionierinnen in einer Reihe von ausführlichen Werkstattgesprächen auf die Bühne, zeigen einzelne Filme vorab und sprechen einen Abend lang ausführlich über Leben und Werk.

Werkstattgespräch #7 |  13. März  2024 |  Filmmuseum Wien

                                                   18. März  2024 |  Moviemento Linz

ANGELA HAREITER ist eine wesentliche Pionierin der Filmausstattung in Österreich. Nach dem Architekturstudium an der Technischen Universität Wien wurde sie Mitbegründerin der avantgardistischen Architekt*innengruppe Missing Link (mit Otto Kapfinger und Adolf Krischanitz), mit der auch die Kurzfilme 16. November: Eine Utopie in 9 wirklichen Bildern (1972) und Die verstoßene Stadt (1974) entstanden. Für den Aufsehen erregenden Film Die Staatsoperette von Franz Novotny und Otto M. Zykan (1977) schuf Angela Hareiter das Szenenbild, für die Ausstattung der US-amerikanischen TV-Serie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß (1978) wurde sie für den Emmy Award for Outstanding Art Direction der Academy of Television Arts & Sciences nominiert. Das Interesse für politische Filme setzte sich in der intensiven Zusammenarbeit mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Käthe Kratz (siehe Werkstattgespräch #2) in acht gemeinsamen Filmen (u.a. dem historisch und feministisch bedeutsamen Lebenslinien-Zyklus) fort. Zahlreiche nationale (etwa Das Plakat – Arbeitersaga Teil 1) und internationale Filme (u.a. mit Liliana Cavani) folgten. 1987 gründete Angela Hareiter den Verband Österreichischer Filmausstatter*innen. Gelegentlich entwickelte sie Setdekorationen von Werbefilmen sowie Film-Installationen an der Schnittstelle zur bildenden Kunst, etwa für die Filmkünstlerin Penelope Georgiou (1997) und für die Ausstellung Fate of Alien Modes in der Secession (2003).
 
Als renommierte Architektin und Designerin konzipierte Angela Hareiter 1980 die Großveranstaltung Forum Design in Linz (zusammen mit Helmuth Gsöllpointner und Laurids Ortner) und ist Mitherausgeberin des Buches Design ist unsichtbar. Sie entwarf die Innenausstattung für das Museumsquartier Wien (Leopold Museum, Mumok, Kunsthalle Wien). Ihre Arbeit an Häusern bleibt deren Geschichte verpflichtet, in engem Dialog mit der Natur. Es entstehen Möbel, Objekte, Fotografien, Ausstellungen mit den unterschiedlichen Künsten. Ende 2023 erschien das Buch Angela Hareiter. En passant. Fine Art Applied. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)

WIEN

ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM

🎬 18:00 Film
🗯 20:30 Gespräch

LINZ

MOVIEMENTO IN KOOPERATION MIT DER KUNSTUNI LINZ

🎬 18:00 Film
🗯 19:45 Gespräch

PROGRAMM:

Filmvorführung: Lebenslinien III – Elisabeth. Die Erde versinkt
Käthe Kratz. AT, 1983, 16mm, Farbe, 103 min, deutsch

Wien, 1938: Elisabeth, genannt Liesi (Eva Linder) arbeitet in einem öffentlichen Bad. Der Vater ist arbeitslos und „ausgesteuert“, die Familie drängt sich in der Küche der Gemeindebauwohnung zusammen. „Meine Freunde nennen mich Elisa“, sagt die junge Frau, sie träumt von einem besseren Leben, geht mit ihrer Freundin Dolly (Maria Bill) ins Tanzcafé. „Man muss halt wissen, wo man hingehört“, schimpft die Mutter, „zu uns gehört’s ja nicht, zu den Roten, den Habenichtsen“. Elisabeth zieht aus und beginnt eine Affäre mit dem jungen Nazi Albert (Dietrich Siegl). Regisseurin Käthe Kratz erzählt in den Lebenslinien die politischen und sozialen Umbrüche Österreichs anhand von Frauenschicksalen aus vier Generationen, exakt recherchiert und mit schonungslosem, aber nie hoffnungslosem Blick für die Machtverhältnisse und die Bewegungsspielräume darin. Angela Hareiter hat das Foyer des Wiener Konzerthauses zum Tanzcafé umgestaltet, inspiriert von Duchamp und Meret Oppenheim. „Das Vergnüglichste daran: Es ist niemandem aufgefallen“, so Hareiter. (J.P.)
Courtesy Filmarchiv Austria. Mit freundlicher Genehmigung des ORF

GESPRÄCH:

Die Szenenbildnerin Katharina Wöppermann und die Kuratorin und Filmemacherin Wilbirg Brainin-Donnenberg moderieren nach Vorführung des Films Lebenslinien III – Elisabeth. Die Erde versinkt (Käthe Kratz, 1983) das Gespräch mit Angela Hareiter.

Das Gespräch findet bei freiem Eintritt statt, freiwilliger Solidarbeitrag (1 Euro) zugunsten der Aktion Kulturpass. 

KATHARINA WÖPPERMANN ist seit 1983 als freischaffende Kostüm- und Szenenbildnerin tätig, unter anderem arbeitete sie wiederholt mit den Regisseurinnen Barbara Albert (Böse Zellen, Fallen, Licht) und Jessica Hausner (Hotel, Lourdes, Amour fou, Little Joe) zusammen sowie im Theaterbereich für die Bregenzer Festspiele. Wöppermann wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie den Österreichischen Filmpreis für das Bestes Szenenbild 2011 für  Women Without Men (Shirin Neshat), 2018 für Licht und 2020 für Little Joe, für den sie auch den Diagonale-Preis für das Bestes Szenenbild bekam.

Hier geht es zur Veranstaltungsseite des Filmmuseum Wien.

Idee: Julia Pühringer, Konzept und Umsetzung: Wilbirg Brainin-Donnenberg und Julia Pühringer, in Kooperation mit dem Filmmuseum Wien.

Eine Veranstaltung von FC Gloria – Frauen Vernetzung Film in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum und der Kunstuniversität Linz