Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen #9 KITTY KINO

Grafik: Rosa Hintergrund und grauer Kreis auf dem in gelber Schrift "feminist perspectives" steht.

Wir holen Filmpionierinnen in einer Reihe von ausführlichen Werkstattgesprächen auf die Bühne, zeigen einzelne Filme vorab und sprechen einen Abend lang ausführlich über Leben und Werk.

Werkstattgespräch #9 |     

9. Oktober  2024 |  Filmmuseum Wien
4. November  2024  Linz

KITTY KINO ist als Drehbuchautorin und Regisseurin eine der wichtigsten Pionierinnen des Kino- und TV-Films in Österreich. Nach Kurzfilmen in den 1970ern im Rahmen ihres Studiums an der Wiener Filmakademie ist ihr Debütspielfilm Karambolage (1982) gleich ein internationaler Erfolg, der bei der Berlinale-Uraufführung als heimlicher Publikumsfavorit gilt und zu zahlreichen internationalen Festivals eingeladen wird. Mit ihrer ursprünglichen Ausbildung als Elektrotechnikerin setzt sie sich nicht nur in der männerdominierten Filmwelt durch, sondern wählt in dieser, ihrer ersten Geschichte auch gleich eine Figur, die parabelhaft in der männerdominierten Billardwelt gegen vielfältige Widerstände kämpft. Es folgen mit Die Nachtmeerfahrt (1986), in dem es schon in den 1980ern um Geschlechtsidentität geht, und Wahre Liebe (1990) weitere Festivalerfolge. 1991 dreht sie Operation Gelungen und damit als erste Frau einen Eurocops-Krimi. Neben Drehbüchern entstehen Liedtexte zu den Filmen und ein Jugendbuch (Lara und die Insider), sie konzipiert Theaterstücke, führt dabei Regie, entwirft Bühnen- und Kostümkonzepte und Romane. Weiters entstehen die soziale Heiligen-Drei-Königs-Komödie AKTION C+M+B (1999), die regelmäßig im ORF ausgestrahlt wird, und der Dokumentarfilm Keyserling – Wissen und Sinn (2006) über den Philosophen Arnold Keyserling. 2009 wird Kitty Kino mit dem goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Zusätzlich zum Medium Film wählt sie immer mehr die Fotografie als Ausdrucksmedium, ab 2010 ist sie in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen und Auktionen vertreten. Sie entwickelt mit ihrem Nokia 6131 den „Pixilismus“, 2014 erscheint das mehrfach ausgezeichnete Fotobuch Kitty Kino Vienna, 2019 ihr Roman Die kleinste Berührung. (W.B.-D.)

WIEN

ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM

🎬 18:00 Film
🗯 20:30 Gespräch

LINZ

IN KOOPERATION MIT DER KUNSTUNI LINZ

🎬 tba. Film
🗯 tba. Gespräch

PROGRAMM:

Filmvorführung: Karambolage
Kitty Kino, AT 1983, 35mm, Farbe, 97 min, Deutsch
Drehbuch: Kitty Kino, Reinhard Meirer; Kamera: Tamas Ujlaki; Schnitt: Claudia Rieneck; Kostüm: Gera Graf; Musik: Heinz Leonhardsberger; Darsteller*innen: Marie Colbin, Rnée Felden, Gerhard Rühmkorf, Florentin Groll, Helfried Edlinger, Wilfried Baasner.

Kunstgeschichtestudentin Judit (Marie Colbin) stolpert in die Bar, in der Lilo (Renée Felden) arbeitet. Die gestandene Bardame und die Studentin mit dem Pech bei den Männern verschwestern sich bei einer Flasche Champagner auf Kundenrechnung. Judit erzählt von Max (Helfried Edlinger), dem verheirateten Journalisten und seinem elitären Szene-Freundeskreis, vom Rocker Ernstl (Gerhard Rühmkorf), bei dem sie Billard spielen gelernt hat und der plötzlich mit einem Messer dastand, sowie vom Antiquitätenhändler (Florentin Groll), der lieber bei seiner reichen Frau bleibt. So wird das Billardspielen Judits neue Leidenschaft, doch auch nachdem sie als erste Frau ein großes Billardturnier gewinnt, sind die Männerrunden in den Lokalen mit völliger Selbstverständlichkeit weiterhin übergriffig. Dass sie als Frau nicht überall spielen darf, ist für sie keine „Lappalie“, denn: „Billiard spielt man mit einem Queue und nicht mit dem Schwanz“. 1983 ist lange her, doch die Themen von Karambolage sind nach wie vor ganz aktuell: „Ich will als ich selbst anerkannt werden!“, sagt Judit. „Das ist ein bitterer Weg“, meint die allwissende Lilo. (J.P.)

In Anwesenheit von Kitty Kino.

GESPRÄCH:

Für das generationenübergreifende Gespräch mit Kitty Kino konnten wir die Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Eder gewinnen, die für ihre Kino- und TV-Filme (u.a. Inside America, Thank you for Bombing, Tatort: Her mit der Marie, Wiener Blut und Der Schwarm) mehrfach ausgezeichnet wurde. Moderation: Julia Pühringer.

Im Anschluss lädt FC Gloria zu Getränken ein.

Das Gespräch findet bei freiem Eintritt statt, freiwilliger Solidarbeitrag (1 Euro) zugunsten der Aktion Kulturpass.

Idee: Julia Pühringer, Konzept und Umsetzung: Wilbirg Brainin-Donnenberg und Julia Pühringer, in Kooperation mit dem Filmmuseum Wien.

Eine Veranstaltung von FC Gloria – Feminismus Vernetzung Film in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum, der Kunstuniversität Linz und dem Drehbuchforum Wien.