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NACHRUF BARBARA REUMÜLLER

(1964-2023)

Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass Barbara Reumüller bereits vor mehreren Wochen in Wien mit nur 58 Jahren nach einer schweren Krankheit verstorben ist.

Barbara Reumüller hat von 1994 bis 2017 das queere Filmfestival identities gegründet und geleitet. 2011 wurde sie mit dem Österreichischen Kunstpreis für Film ausgezeichnet.

Das Festival hat über all die Jahre viele Generationen von vorwiegend queeren Menschen filmisch geprägt und in das vielfältige Genre des Queer Cinema eingeführt.

Identities hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die LGBTIQ* Szene alle zwei Jahre einen kollektiven Sommerfestivalrausch erlebte. Durch das gemeinsame Schauen der Filme, den vielen Parties und den dazugehörigen Drinks und Gesprächen entstanden unzählige Freundschaften, Liebschaften und andere Verbindungen.

Das von ihr sehr sorgfältig zusammengestellte Filmprogramm zeigte über die Jahre alle möglichen Facetten des queeren Lebens: Kämpferisches, Trauriges, Energetisches, Berührendes, Lustiges, Solidarisches, Experimentelles, Sexuelles, Privates und Politisches.

Die Fragilität von errungenen queeren Freiheiten war stets im Gesamtprogramm präsent und erzeugte vielleicht auch deshalb einen – zumindest temporären – körperlich und geistig spürbaren Zusammenhalt aller Besucher*innen des Festivals. Ein Gefühl der queeren Solidarität und des filmischen Glücks war zehn Tage zwischen Top Kino, Schikaneder bis zum Filmcasino für alle LGBTIQ* erfahrbar.

Mit unverwechselbarem Humor und einer klaren politischen Agenda, die Reumüller nie zurückhielt, konnte sie scheinbar völlig mühelos ein – stets restlos ausverkauftes – Gartenbaukino bei der Festivaleröffnung unterhalten. Als glühende, wortgewandte und auch selbst emotionalisierte Gastgeberin gab sie allen Anwesenden das Gefühl als Queere Community den Jackpot aller Jackpots gewonnen zu haben. 

Gefühlt war Barbara bei jedem einzelnen Filmstart während des Festivals anwesend, sie raste mit dem Tretroller von Kino zu Kino, um kurze, aber warme Worte zu finden und das Publikum zu animieren ihre Wertung zu den Filmen abzugeben. Es wirkte so als liebe sie das Bad in der queeren Community.

Ein anderer Teil von Barbara Reumüller lebte jedoch abseits des Festivals zurück gezogen gemeinsam mit ihrer langjährigen Partnerin. Privates blieb immer privat.

Dies mag auch der Grund sein, weswegen wir erst jetzt von ihrem Tod erfahren haben.

Wir werden nie vergessen was Du für die queere Community Österreichs getan hast: wie viele filmische und queere Initiationen Du ausgelöst hast. Für diese queer-feministische filmische Vision in Form des langjährigen Festivals identities und all das Drumherum möchten wir Dir Danke sagen!

See you in peaceful Dyke Paradise!

K.D. für den Vorstand von FC GLORIA