Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen #8 MONIKA MARUSCHKO 2024

Grafik: Rosa Hintergrund und grauer Kreis auf dem in gelber Schrift "feminist perspectives" steht.

Wir holen Filmpionierinnen in einer Reihe von ausführlichen Werkstattgesprächen auf die Bühne, zeigen einzelne Filme vorab und sprechen einen Abend lang ausführlich über Leben und Werk.

Werkstattgespräch #8 |      9. Mai  2024 |  Filmmuseum Wien
                                                   12. Juni  2024 |  Zeitbasiertes Wohnzimmer Linz

ACHTUNG: Der Termin in Linz muss krankheitsbedingt leider verschoben werden! Ein Ersatz-termin wird so bald wie möglich bekannt gegeben.

Sofort nach der Schule wollte MONIKA MARUSCHKO, geboren 1944, unabhängig sein: Sie begann bei Kodak in der Motion-Picture-Abteilung zu arbeiten, also dort, wo Kameraleute und Produktionen Filmmaterial für Film und Fernsehen bestellten – der Beginn einer Ausbildung »on the job«. Nach fünf Jahren wurde Maruschko von der Sascha-Film abgeworben und baute dort ihre Kenntnisse weiter aus. Ihre beruflichen Kontakte führten zu ersten Einsätzen bei Filmdrehs, beispielsweise für die Fernsehserie Omer Pascha (1971, Christian Jaque) in Mostar, Sarajevo und Dubrovnik, wo sie nicht wie geplant Script machte, sondern in  diversen Funktionen am Set zugange  war. Es folgte ein Wechsel zur Schönbrunn-Film, wo Maruschko  Einblicke in alle Gewerke erhielt, von der zweiten Kamera bis zur Ton- und Schnittassistenz – die perfekte Basis für ihre spätere Tätigkeit als Produktionsleiterin, in der sie sowohl in finanzieller Hinsicht der Produktion als auch in künstlerischer Hinsicht der Regie verantwortlich war. So verstand sie auch immer die Bedürfnisse aller Gewerke: »Ich  wollte immer, dass das Beste für den Film ermöglicht wird, denn das ist etwas, das man sieht«, so Maruschko, »daher war ich sicher nicht immer die Beliebteste bei den Produzenten«.

1984 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma Marwo, deren erster Film Heidenlöcher von Wolfram Paulus 1986 bei den Filmfestspielen von Venedig viel Beachtung fand. Sie prägte später in leitender Funktion wichtige Produktionen der österreichischen Film- und Fernsehlandschaft, war Produktionsleiterin bei Stefan Ruzowitzkys oscarprämiertem Film Die Fälscher, Sabine Derflingers Kultfilm Vollgas und Marie Kreutzers Gruber geht. Ihre letzte Produktion war David Schalkos SerienAdaption von M – Eine Stadt sucht einen Mörder.

WIEN

ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM

🎬 18:00 Film
🗯 20:00 Gespräch

LINZ

MOVIEMENTO IN KOOPERATION MIT DER KUNSTUNI LINZ

🎬 18:00 Film
🗯 19:45 Gespräch

PROGRAMM:

Filmvorführung: Zechmeister
Angela Summereder, AT 1981, 16mm, Farbe, 74 min, Deutsch
B: Angela Summereder K: Hille Sagel S: Dörte Völz KOSTÜM: Uli Fessler ANIMATION: Elfi Mikesch  M: Christian Geerdes, Fritz Mikesch, Ursula Weck PRODUKTIONSLEITUNG: Monika Maruschko  D: Herbert Adamec, Asher Mendelssohn, Claudia Schneider, Peter Weibel, Dietrich Siegl, Maria Zechmeister.

Maria Zechmeister wird 1948 beschuldigt, ihren Mann Anton Zechmeister vergiftet zu haben. Die Gerüchteküche am Stammtisch im Innviertel brodelt. Angela Summereder hat mit Original-Gerichtsdokumenten gearbeitet sowie unter Mitwirkung von Maria Zechmeister selbst, die zu lebenslanger Haft verurteilt und nach 17 Jahren frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dietrich Siegl und Michael Totz spielen die ermittelnden Beamten. Summereder schreibt die Geschichte in das Land ein, in die Texturen von Feldern und alten Holzböden. Dieser Fall, das macht Summereder radikal deutlich, handelt weniger davon, ob überhaupt ein Mord passiert ist (jeder hier hat Gift im Haus) oder es Suizid-Absichten gab, sondern davon, wie sich eine Frau benehmen darf: Geurteilt wurde über das Leben einer Frau (»Um zwölf war sie noch nicht im Bett!«). Die Anatomie eines Falls, und eigentlich die Geschichte einer Liebe, die nach dem Krieg,  in dem das gemeinsame Kind umkam, kalt und lieblos wurde. Äpfel am Fensterbrett, arme Leute, Neid und Missgunst in der eigenen Familie und darüber tönt das Vogelgezwitscher. (J. P.)

GESPRÄCH:

Die Regieassistentin und Produktionsleiterin  Hanne Lassl und die Journalistin Julia Pühringer moderieren nach Vorführung des Films Zechmeister (Angela Summereder, 1981) das Gespräch mit Monika Maruschko.

Hanne Lassl, die seit 1999 als Regieassistentin, Regisseurin und Produktionsleiterin tätig ist (u. a. Produktionsleitung bei Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen [2021, Claudia Müller], Die Dohnal – Frauenministerin/Feministin/Visionärin [2019, Sabine Derflinger], Ute Bock Superstar [2018, Houchang Allahyari], Prater [2007, Ulrike Ottinger]), und die Journalistin Julia Pühringer moderieren den Abend mit Monika Maruschko. Fotos und Filmausschnitte illustrieren das Werkstattgespräch.

Das Gespräch findet bei freiem Eintritt statt, freiwilliger Solidarbeitrag (1 Euro) zugunsten der Aktion Kulturpass. 

Hier geht es zur Veranstaltungsseite des Filmmuseum Wien.

Idee: Julia Pühringer, Konzept und Umsetzung: Wilbirg Brainin-Donnenberg und Julia Pühringer, in Kooperation mit dem Filmmuseum Wien.

Eine Veranstaltung von FC Gloria – Feminismus Vernetzung Film in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum und der Kunstuniversität Linz