Wir trauern um unsere liebe Freundin, Kollegin und unermüdliche Mitkämpferin bei FC Gloria, Ursula Wolschlager (18.4.1969 - 26.9.2021)
Unser geteiltes Entsetzen über die brutale Geschichte und den lebendigen Rassismus in Alabama, in Mississippi. Lange Gespräche über Väter und Söhne – und Elvis – auf langen Autofahrten. Reden mit Ursula war immer gut, wegen ihrer Herzlichkeit und Neugier und nicht zuletzt wegen ihres profunden Wissens. Ursula liebte Menschen und viele viele Menschen haben sie in ihr Herz geschlossen.
Adieu, liebe Freundin
„Unser aller Seelen sind eins.“ Der Gedanke schoss in meinen Kopf, als ich ein paar Tage vor deinem Tod an deinem Bett saß und meditierte. Du hattest dir noch Feigen gewünscht aus meinem Garten. Aber vielleicht hast du mich zu dir gebeten, damit ich noch einmal mein buddhistisches Mantra bei dir singe…
Ursula und ich kannten uns seit unserer Studentinnenzeit. Gute Freundinnen wurden wir um die Jahrtausendwende. Sie war meine Producerin, damals noch bei der Lotus Film angestellt. Ich erinnere mich an ein paar gemeinsame Tage in Berlin. Ursula hatte mich mit der wunderbaren, leider auch viel zu früh verstorbenen Dramaturgin, Dagmar Benke, zusammengebracht. Neben diesen beruflichen Terminen, hauten wir zwei so richtig auf den Putz. Ursula hat mich in den paar Tagen mit so vielen lieben und spannenden Menschen zusammengebracht, mit ihren Freundinnen und Freunden aus der Filmbranche und auch aus ganz anderen Ecken ihres Lebens. Ich lernte ihr unerschöpfliches Netzwerk an Beziehungen kennen, ihre Energie, ihre Lebensfreude. Wir hatten viel Spaß an diesen paar Tagen. Aus unserem gemeinsamen Projekt wurde letztendlich nichts. Aber es war der Beginn unserer Freundschaft.
Ursula hat immer gerne geteilt: ihr Wissen, ihre Freundinnen und Freunde, ihre Gastfreundschaft, ihre Gedanken, ihre Fragen. Sie war großzügig, klug, tüchtig und -wenn man hinter ihr energiegeladenes Naturell blicken durfte- auch feinfühlend, verletzlich und zart.
Geeint hat uns, neben vieler gemeinsamer Interessen, der Wunsch nach einer gerechten Welt. So entstand aus einer Stammtischrunde mit anderen Freundinnen aus der Filmbranche FC Gloria, unser Baby, das nach inzwischen mehr als 11 Jahren zu einer beachtlichen Größe herangewachsen ist. Loyalität hat Ursula ebenso ausgezeichnet wie selbstloser Einsatz für die Sache.
Ursi, du fehlst an so vielen Stellen auf dieser Welt. Du hast viel erreicht, in kurzer Zeit.
Ich vermisse dich. Obwohl ich seit unserer, mir unglaublich wertvollen, friedlichen Stunde im Spital weiß, dass unsere Seelen ewig miteinander verbunden sind. Danke, dass ich dir so nah sein durfte.
Adieu, liebe, tapfere Freundin!
Sandra Bohle
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Der Tod von Ursula ist eine furchtbar traurige Nachricht und ein Schock. Ich erinnere mich insbesondere an die Petition, die wir 2015 mit Anne Laurent Delage und Fabienne Servan Schreiber in der Filmwelt gestartet haben. Während Zehntausende von Menschen aus Syrien und Afghanistan auf der Suche nach einem besseren Leben flohen, wandte die EU eine „Dublin-Klausel“ an, die die Verteilung dieser Asylsuchenden innerhalb Europas verhinderte. Die Situation war unerträglich. Ursula hat mit viel Herzblut die Unterschriften gesammelt, und wir hatten sogar Daniel Craig dabei! Sie spielte eine zentrale Rolle bei diesem Versuch, die europäischen Politiker zum Einlenken zu bewegen. Wir sind bis nach Brüssel gereist, zusammen mit Top-SchauspielerInnen und RegisseurInnen, darunter auch Hanna Schygulla !! Ich schätze ihre Hartnäckigkeit und ihr Engagement.
Nathalie Borgers
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Farewell Ursi.
Ursi, es darf einfach nicht wahr sein, dass du nicht mehr bei uns bist. Ich kann und will es nicht glauben.
Kennengelernt haben wir uns Ende der 90 er Jahre. Ich hab meinen ersten Spielfilm Vollgas vorbereitet , Ursi in der gleichen Produktionsfirma einen Film als Koordinatorin. Schliesslich sollte sie auch Aufnahmeleitung machen. Am Tag vor meinem Drehbeginn fragt sie mich, da ich verschieden Produktionsjobs gemacht hatte, sag mal was macht man als Aufnahmeleitung ganz genau, kannst Du mir das heute Abend noch erklären. Ich dachte, wie frech, an so einem wichtigen Tag glaubt sie ernsthaft, ich sag ihr da was und dann macht sie das so einfach, das stellt sie sich so einfach vor ( Frauensolidarität war da noch nicht so auf meinem Schirm :- ) ) und freilich hat Ursi das dann einfach gemacht, wie so vieles.
Danach verbinden uns zwei Filme auf ewig. Bei einem Film habe ich viele Federn gelassen, beim anderen war es für uns beide schwierig. 42 plus hat Ursi initiert, mich dem Coautor Mogens Rukov vorgestellt, uns in der Entwicklungsphase begleitet. Den Traum vom gemeinsam produzierten Film mussten wir begraben, es dauerte alles zu lange, Ursi musste als alleinerziehende Mutter Geld verdienen. Das immer Geld verdienen müssen, hat uns auch verbunden. Den zweiten Film Anna Fucking Molnar ein Drehbuch zu einer Komödie, hat Ursula Wolschlager in ihrer Firma Witcraft entwickelt und mit Nina Proll geschrieben. Damals ist sie krank geworden. Noch vor den Dreharbeiten, was für ein Schock, bis heute. In den letzten Jahren haben wir immer wieder telefoniert, uns ausgetauscht. uns gefragt, was können wir besser machen, wie könnten unsere Leben weniger anstrengend sein…weil das was im Außen so wunderbar ausschaut, ist hinter den Kulissen oft hart an der Grenze der eigenen Belastbarkeit, und nicht halb so glamourös wie es ausschaut. Vor ein paar Wochen hatten wir telefoniert, ich sagte wenn ich wieder in Österreich zurück bin, müssen wir uns endlich wieder einmal sehen. Ursi, Du warst so enthusiastisch, so innovativ, so kämpferisch, so mutig, so neugierig, so kreativ, so fleissig, so konsequent, so weltoffen, so eine tolle Networkerin, so gradaus, so gescheit und so humorvoll. Fühl Dich umarmt wo immer Deine Seele jetzt ist.
Sabine Derflinger
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Es war vor genau 22 Jahren. Wieso ich das so genau weiß? Weil wir uns damals in Clermont-Ferrand in dem komischen Hotel kennengelernt haben, alle anderen sind zur Festival-Party gegangen, aber wir, wir sind ohne Wein und ohne Zigaretten weiter dort sitzen geblieben und haben geredet, geredet, geredet, die ganze Nacht, bis die anderen vom Tanzen zurückgekommen sind. Wir waren beide schwanger und freuten uns auf unsere Kinder. Später hat man uns dann manchmal mit unseren Kinderwägen im Parallellauf durch Schönbrunn oder den Liechtensteinpark chauffieren gesehen. Es kommt mir vor, wie gestern.
In diesen 22 Jahren, in denen unsere Kinder älter wurden, ist viel geschehen und viel davon in meinem Leben ist sichtbar oder unsichtbar mit ihr verbunden. Gemeinsam haben wir für FC Gloria gekämpft und Ursi hat auch immer meine Arbeit beim Drehbuchforum unterstützt. So etwa haben wir für die Teilnehmer*innen am Wettbewerb „If she can see it“ gemeinsam das erfolgreiche Pitching entwickelt. Trotz eigener, übervoller Agenda als Produzentin, Drehbuchautorin und filmpolitische Aktivistin war sie mit ihrem Wissen und Engagement unendlich hilfsbereit – für die ganze Branche. Call Ursi! Sie war initiativ, klug und nie um einen passenden Kraftausdruck verlegen, wenn es die Situation erforderte.
Ihre Moderationen bei unzähligen meiner Veranstaltungen waren oft last-minute angefragt, aber sie war dann jemand, die sich in den 20 Stunden bis zu ihrer ersten Frage alle Filme ihres Gegenübers noch einmal reingezogen hat, die Literatur durchforstet hat und mit einem Lächeln die Veranstaltung begonnen hat.
Dieses Lächeln, das dich geheimnisvoll, oft wie abwesend, anstrahlte, wenn dir der blonde, widerspenstige Schopf unter dem roten Beret entgegenwippte und diese ewige, unendlich schwere Tasche an ihrer Seite zerrte… dieses Lächeln wird uns allen fehlen.
Wilbirg Brainin-Donnenberg
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Wenn man Ursi eine Idee gab, musste man damit rechnen, dass man im nächsten Moment mitten in einem Projekt steckte – angesteckt und mitgerissen von ihrer Begeisterung und ihrem unerschöpflichen Tatendrang. So habe ich sie bereits als Studentin erlebt. Und so kam es, Jahre später, zu unserer gemeinsamen Firmengründung. Sie hat mir vorgemacht, wie man Hürden nicht als Hindernisse, sondern als Herausforderung sieht. Und dass man Konflikte nicht löst, indem man ihnen aus dem Weg geht, sondern sie austrägt – mitunter auch leidenschaftlich, aber immer respektvoll.
In erster Linie aber war Ursi eine teure Freundin: loyal, humorvoll und mitfühlend. Auf geradezu beschämende Weise durfte ich das erleben, als sie mir geduldig bei der Schilderung eines persönlichen Missgeschicks zuhörte, um mir erst im Anschluss daran von ihrer betrüblichen Krankheits-Diagnose zu erzählen. Aber ans Aufgeben dachte Ursi auch diesmal nicht. Sie wird mir wie vielen anderen schmerzhaft fehlen – und uns mit dem, was und wie sie war, helfen, diesen bitteren Verlust zu ertragen.
Robert Buchschwenter
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Viel ist zu Ursula Wolschlager in den Tagen seit ihrem Tod geschrieben worden. Sie, die große Förderin junger Filmtalente, die Kämpferin für Frauen in der Filmbranche, die unermüdliche Produzentin. Und ja, das war sie alles, Ursula mit ihren lachenden Augen, um die viele von uns gerade weinen. Für mich war Ursula auch noch eine andere. Ich habe sie als verletzlichen, leicht chaotischen, sehr sensiblen Menschen kennengelernt, der undogmatisch über die Welt nachdenkt und sie verändern möchte. Über die Schule unserer Söhne haben wir einander kennen gelernt. Zwei Mütter, arbeitend in der Filmbranche. Wir haben ganz in der Nähe von einander gewohnt und uns dann doch nicht so oft gesehen wie wir hätten wollen oder sollen. Aber wir haben jahrelang im Österreichischen Filmmuseum gemeinsam mit Workshops Wiener Volksschulkindern nahe zu bringen versucht, was uns Kino, was uns filmisches Erzählen bedeutet. Mit Chaplin, Laurel und Hardy, mit Meliès. Ich erinnere mich, wie beim ersten Mal, es war nach einem Ausschnitt von „The Circus“, die Kinder plötzlich im Chor „Zugabe, Zugabe“ skandiert haben. Sie wollten den ganzen Chaplin sehen. Und dann am Ende haben sie unser Vortrags-Pult gestürmt, um ein kleines Stück analogen Filmstreifens von uns zu bekommen. Beide waren wir nach diesen Vorstellungen immer glücklich. Glücklich, die Magie des Kinos wieder erlebt und auch anderen vermittelt zu haben. Und an das denke ich jetzt, wenn ich unglücklich daran denke, dass Ursula gestorben ist.
Veronika Franz
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Ich bin unsagbar traurig über Ursis Tod. Sie fehlt als Freundin, Mentorin und Vorbild. Ursi war das Herz, die Seele und der Kopf von ProPro. Getragen von ihrer festen Überzeugung, dass Gemeinsamkeit und großzügiger Austausch etwas bewegen können. Ihr unbeirrbarer Kampfgeist, ihr kompromissloser Gerechtigkeitssinn und ihre unbändige Leidenschaft waren mir Vorbild und Antrieb. Aber auch ihre bedingungslose Loyalität und ihr Löwinnen-Herz werde ich, und viele andere, schrecklich vermissen.
Esther Krausz
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Die taubenblaue Ursi hatte alles im Griff. Alles unter Kontrolle. Alles im Auge. Frau Wellenbrecherin, die sich dem Unbill entgegenstellt, damit wir in Ruhe am Strand der Illusionen unsere Bilder bauen können.
Türgriff im Griff. Und geöffnet, – wenn verschlossen, zur Not mit Dietrich oder Brecheisen oder verschmitzter List – die Tore zu den inneren Gefilden des Filmemachen, wo es nämlich Geld gibt dafür. Summen, vor denen man uns gelehrt hat, uns zu fürchten. Sie hat sie für uns heruntergerechnet auf unseren Stundenlohn und plötzlich waren sie handhabbar und logisch.
Alles unter Kontrolle. Die Männermacht über die Bilder, Geschichten und Budgets: In Zahlen gefasst, die unserer Empörung als Strickleiter dienen, um sich zur Veränderung hochzuarbeiten.
Die Aufrufe zur Frauensolidarität: In Strukturen, in Bündnisse, in Richtlinien, in Programme gefasst, damit sie auf der Leinwand und im Arbeitsalltag Effekte zeitigen. Für unseren Hunger nach anderen Geschichten, nach den Geschichten der anderen: Rezepte erfunden für Blickrichtungswechsel und den Filmsprachen-Babelfisch.
Alles im Auge. Dass dieser Szene der Witz fehlt und jener Kamera das lockere Handgelenk. Dass dort ein warmes Wort gebraucht wird und hier ein warmer Mantel. Dass sie hier ein großes Glück vergrößern kann, in dem sie es teilt und dort einen großen Schmerz lindern.
Liebe alleinerziehende Powerkarrierefrau Ursi: Haben wir Deine Freuden und Deine Nöte so im Auge gehabt wie Du die unseren? Für mich muss ich sagen: Nein. Leider nein. Ich und viele filmemachende Frauen bleiben Dir den großen Dank schuldig. Diejenigen, die mit Dir gearbeitet haben, für die Du Hilfe, Stütze, Beraterin, Raketenstartplatz, Selbstbewußtseinscoach, offene oder heimliche Verbündete warst, aber noch viele, viele mehr, die morgen und in Zukunft davon profitieren werden, dass Du die Branche um vieles gerechter gemacht hast.
Liebe orangerote Ursi. Alles auf den Begriff gebracht. Knapp. Lapidar, mit dieser charmanten oberösterreichischen Modulation, die das Gesagte in die Luft stellt, wie einen Papierflieger, der der Schwerkraft trotzt, wie ein Trickfilmkater, der über den Abgrund hinaus geradeaus ins Leere läuft. Apodiktisch und doch charmant. Selbstbewußt ohne im Geringsten rechthaberisch zu sein. Ich hab Dich so gerne reden gehört, selbst wenn es mir einmal nicht so gefallen hat, was Du mir zu sagen hattest.
Liebe flammendrote Ursi. Alles immer wieder in Bewegung gebracht, Du Feindin des Stillstandes. Beim Gehen im Freien löst sich jede Freundinnenschaftsstagnation. Unfassbar, dass Du Dich nie mehr bewegst. Uns bewegst Du weiterhin.
Liebe tote Ursi. Das letzte, was Du mir geantwortet hast auf die Frage, ob Du etwas brauchst, war: „Viel Liebe.“
Die werden wir dem angedeihen lassen, wofür Du gekämpft hast und dem, was Du hinterlassen hast.
Versprochen.
Tina Leisch
We mourn the passing of our dear friend, colleague and never tiring combatant at FC Gloria: Ursula Wolschlager (18.4.1969 – 26.9. 2021)
Esther Krausz